Kläranlagen: Hauptverursacher von Phosphateinträgen

Neue Studie aus Saarland benennt deutlich die Kläranlagen als größten Faktor bei Phosphateinträgen in Gewässer. Und bestätigt somit die Studienergebnisse aus Hessen.

Posted by AckerSchwestern 08/2022

Konkrete Erkenntnisse aus der Studie:

"Die detaillierte Auswertung der umfangreichen Messwerte zeigt jedoch, dass durch die landwirtschaftlichen Maßnahmen keine nennenswerte Verbesserung in Hinblick auf die zu hohen ortho-Phosphatkonzentrationen erreicht werden kann." (S.1)

"Die alleinige Betrachtung der Konzentrationen und Einträge von Gesamtphosphor führt schon vom theoretischen Ansatz her zu falschen Ergebnissen, wenn sie als Grundlage für Maßnahmen gegen die Gewässereutrophierung verwendet werden soll." (S.23)

"Die Bedeutung landwirtschaftlicher Bodeneinträge wird überschätzt und die Bedeutung der Abwasserentsorgung wird unterschätzt." (S.23)

"Es entspricht auch nicht dem Stand der Erkenntnis, dass fast alle diffusen Einträge der Landwirtschaft zuzurechnen sind. Dazu ist die Argumentation von Schmitt et al. auch widersprüchlich." (S.27)

"Die Berechnung der Phosphor-Gesamteinträge ist unrealistisch, da insbesondere die landwirtschaftlichen Einträge unrealistisch hoch angesetzt sind." (S.28)

"Nur durch die nicht begründete realitätsferne Annahme, dass 50 % des eingetragenen Phosphors im Gewässer dauerhaft verbleiben und an den Messstellen nicht gemessen werden können, wird der Fehler zu hoher Ansätze bei den Einträgen wieder auf ein realistisches Maß reduziert." (S.28)

"Es konnte anhand der Messdaten des LUA und der UdS gezeigt werden, dass die im Vergleich zu dem Orientierungswert der OGewV sehr hohen Jahresmittelkonzentrationen weitgehend auf die Einträge der fünf einleitenden Kläranlagen zurückgeführt werden können." (Fazit, S.70)

Fazit der Autoren

"Die Verbesserung der Phosphor-Ablaufkonzentrationen an den Kläranlagen sollte daher Priorität haben." (S.71)

"Von weiteren Maßnahmen in der Landwirtschaft ist kein positiver Effekt auf die Eutrophierung von Theel und Ill zu erwarten." (S.71)

Die saarländer Studie bestätigt Ergebnisse aus Hessen

Bereits 2009 mahnte Seel in einer öffentlichen Sitzung an: "Die Optimierung der Phosphor-Fällung in Kläranlagen bzw. die Einrichtung der Fällung auch bei kleinen Kläranlagen ist die mit Abstand kosteneffizientesteMaßnahme zur Reduzierung der Belastung" [ Quelle]

Laut den Messungen des Landes Hessen seit 2010 stammen 65 Prozent aller Phospor-Einleitungen – etwa in die Flüsse Fulda, Kinzig und Lahn – aus Kläranlagen.

Bei der hessischen Studie war Peter Seel federführend. Er arbeitet beim hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Dort beschäftigt sich Seel schon seit Jahren mit dem Phosphoreintrag in Gewässer. Anstelle von Modellrechnungen, wie sie in anderen Bundesländern üblich sind, führte Seel zahlreiche Messungen durch.

Das Ergebnis:

Der Phosphor in den Gewässern stammt in Hessen „weit überwiegend“ aus kommunalen Kläranlagen. Dagegen war der Anteil der bisher als Hauptverursacher angesehenen Landwirte „relativ gering“.

Zur Senkung der Phosphorbelastung hat Hessen deshalb die technischen Auflagen für seine Kläranlagen verschärft. Und das hat sich bereits ausgezahlt. Die Konzentration in den Gewässern ist „signifikant niedriger“, berichtet ein Ministeriumssprecher. Teilweise seien die Orientierungswerte schon vorzeitig erreicht worden. [1, 2]

Seel hielt 2016 einen Vortrag zum Thema "Der Weg zum Massnahmenprogramm", dort ging er auch auf die Verursacherthematik ein und zeigte aktuellere Werte, welche die Erkenntnisse von 2010 bestätigen. [Quelle]

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Zur (Saarland) Studie


"Schlussbericht: Studie zur Ermittlung der Eintragspfade und -mengen von Phosphat aus der Landwirtschaft in dem Einzugsgebiet Theel und Ill"
Veröffentlichung: 09. Dezember 2021

Die Studie wurde vom Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (Saarland) in Auftrag gegeben.
Umgesetzt und Veröffentlicht wurde die Untersuchung von
Institut für ZukunftsEnergie-und StoffstromSysteme (IZES gGmbH)
Verfasser:
Anna Maria Bur
Katharina Laub
Dr. Joachim PertagnolBernhard Wern
Dr. Peter Seel

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